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4-Ohren-Modell

Das 4-Ohren-Modell nach Friedemann Schulz von Thun

Hast Du Dir jemals Gedanken darüber gemacht, wie Du wirklich zuhörst, wenn Du mit anderen Menschen sprichst?

 

Friedemann Schulz von Thun hat ein Modell entwickelt, das uns hilft, unser Zuhörverhalten leichter zu verstehen und zu verbessern. Es kann spannend sein, die eigenen Gedanken und Gefühle zu beobachten und festzustellen, in welcher Ebene man sich gerade aufhält. Mit welchem Ohr wir unserem Gesprächspartner somit zuhören.

 

Weiter unten im Text findest Du eine Übung, um Deine Ohren zu testen. Doch lass uns zunächst mal einen genaueren Blick auf die verschiedenen Ebenen werfen.

Das Ohr der Sachebene

Beginnen wir mit dem ersten Ohr, dem Ohr, der Sachebene. Wenn Du in dieser Ebene zuhörst, konzentrierst Du Dich auf Zahlen, Daten, Fakten. Es geht also, wie das Wort schon sagt, um die reine Sachinformation, den Sachinhalt.

  • Worüber wird genau gesprochen?
  • Um was geht es genau?

Beispiele:

Wenn jemand sagt:

  • „Es regnet draußen!“, hörst Du die Tatsache, dass Regentropfen vom Himmel auf den Boden fallen und er nass wird. Es also regnet.
  • Die Ampel ist grün!“, hörst Du die Tatsache, dass die Ampel die grüne Farbe anzeigt.

Das Ohr der Selbstoffenbarung

Das zweite Ohr ist das Ohr der Selbstoffenbarung. Hier geht es darum, was der Sprecher über sich selbst preisgibt, also über seine eigene Persönlichkeit.

 

Dein Ohr versucht in diesem Fall zu erkennen, was im Innern des Erzählers vor sich geht. Welche Gedanken und Gefühle er mit Dir teilt. Die Worte, die bei Dir eintreffen, sagen etwas über die Persönlichkeit des Sprechers aus. Was denkt er?

Beispiele:

Wenn jemand sagt:

  • „Es regnet draußen!“, hörst Du vielleicht: „Draußen ist es nass und ungemütlich, so kann ich nicht spazieren gehen!
  • „Die Ampel ist grün!“, hörst Du vielleicht: „Ich habe es eilig!

Das Ohr der Beziehungsebene

Die dritte Ebene ist das Beziehungsohr. Hier achtest Du darauf, wie sich die Worte auf Eure Beziehung auswirken. Du versuchst herauszufinden, wie sich Dein Gesprächspartner Dir gegenüber fühlt, über Dich denkt und wie Du Dich in der Beziehung zu ihm fühlst. Es geht also um das Verhältnis zwischen Dir und Deinem Gesprächspartner. Habt Ihr Euch gern oder nicht? Oftmals entscheidet das Ohr dieser Ebene - ob bewusst oder unbewusst - durch das Beobachten und Wahrnehmen der Körpersprache der Person, die spricht. Es ist sozusagen Dein Gefühlsohr, Dein emotionales Ohr.

Beispiele:

Wenn jemand sagt:

  •  „Es regnet draußen!“, hörst Du vielleicht: „Der will sich nur vor einem Spaziergang mit mir drücken, weil er nicht mit mir gesehen werden will!“
  •  „Die Ampel ist grün!“, hörst Du vielleicht: „Er denkt, ich bin zu blöd!“

Das Ohr des Appells

Zu guter Letzt haben wir das Ohr des Appells. Hier geht es darum, was Dein Gesprächspartner von Dir erwartet oder möchte. Womit er Dich auffordert, etwas zu tun. Du hörst somit einen Befehl, eine Bitte, die Du erledigen sollst.

 

Wenn jemand sagt: Könntest Du bitte das Fenster schließen?, erkennst Du den Appell, die Bitte oder den Befehl, der dahintersteht.

Beispiele:

Wenn jemand sagt:

  •  „Es regnet draußen!“, hörst Du vielleicht: „Mach schnell alle Fenster zu!“
  •  „Die Ampel ist grün!“, hörst Du vielleicht: „Fahr endlich los!“

Um die Ebenen noch etwas in Dir zu vertiefen, denn was wir kennen können wir nicht unbedingt sofort, lade ich Dich ein, Dir weitere Sätze zu überlegen und diese mit Beispielen jeweils den Ebenen zuzuordnen.

Nun folgt die nächste Einladung von mir an Dich.

Da Du Dich nun schon gut mit den Ohr-Ebenen vertraut gemacht hast, geht es nun darum, Dich selbst für mindestens eine Woche intensiv zu beobachten und Deine bevorzugten Ohren bei unterschiedlichen Gesprächspartnern zu bestimmen. 

Frage Dich während des Gesprächs:

  1. Habe ich das richtige, von mir gewünschte Ohr geöffnet?
  2. Was genau höre ich? Ist es wirklich das, was mein Gegenüber sagt?
  3. Will ich so denken und fühlen? Reflektiere Deine eigenen Gedanken und Gefühle in der Kommunikation.
  4. Wollte mein Gesprächspartner wirklich, dass ich so denke und fühle? Versuche zu verstehen, ob Dein Gesprächspartner tatsächlich mit seinen Worten beabsichtigt hat. Ordne von Dir Verstandenes allen Ohren zu. Manchmal können Missverständnisse auftreten, wenn die Ebenen nicht übereinstimmen.
  5. Warum bin ich wütend, traurig, gekränkt, beleidigt, glücklich, etc. Reflektiere Deine eigenen Emotionen und versuche herauszufinden, warum bestimmte Worte oder Nachrichten diese Gefühle in Dir auslösen.
  6. Kann mein Gesprächspartner wissen, warum seine Worte bei mir diese Gefühle ausgelöst haben? Oder spielt sich das ganze ausschließlich in meinem Kopf ab?

Denke darüber nach, ob Dein Gesprächspartner bewusst oder unbewusst auf die verschiedenen Ebenen des 4-Ohren-Modells eingewirkt hat und ob Deine Reaktion wirklich angemessen ist.

 

Das Modell ist ein mächtiges Werkzeug, um unsere Kommunikation zu verbessern und Missverständnisse zu vermeiden. Wenn wir lernen, bewusster und aufmerksamer zuzuhören und so die verschiedenen Ebenen während eines Gesprächs durch regelmäßiges Training immer besser erkennen, können wir wertschätzender und respektvoller miteinander sprechen und unsere Beziehungen verbessern oder vertiefen.


Herzlichen Dank fürs Lesen und Dein Vertrauen.

 

Schreibe mir gerne eine E-Mail an info@routenwechsel.de, wie Dir das Kommunikationsmodell und die Übung gefallen hat. Ich freue mich über jede Nachricht von Dir.

 

Natürlich freue ich mich auch, wenn Du Dich in meine Routenwechsel News einträgst. Dort informiere ich Dich direkt, wenn es etwas Neues von mir gibt. 

 

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute auf Deiner Route.

 

Alles Liebe 

Deine Barbara